Acker wird zur Oase für Fische und Vögel
Ems-Renaturierung: Fischereiverein Lathen schafft Auen
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noz.de / Kristina Roispich
Der Fischereiverein Lathen hat es sich zum Ziel gesetzt, Gewässer entlang der Ems zu renaturieren. Zwei Projekte wurden kürzlich fertiggestellt und haben aus einfachen Äckern und Feldern ein Paradies für Fische und andere Tiere entstehen lassen. Wir erklären, wie der Verein das bewerkstelligt hat, und zeigen Vorher-nachher-Bilder.
Früher gab es durch das natürliche Hochwasser automatisch Flachwasserzonen um die Ems herum, wo die Fische ihr Brutgeschäft erledigen konnten, wie Werner Kremer, Vorsitzender des Fischereivereins Lathen, erklärt. Durch die Begradigung der Ems war das allerdings nicht mehr möglich. Auch die natürlich ausgespülten Auen wurden durch die Schifffahrt und die Befestigung des Ufers verhindert.
12000 Kubikmeter Erde bewegt Um den Fischen wieder eine beruhigte Zone zu schaffen, hat der Fischereiverein kürzlich in Niederlangen auf einem ehemaligen Kartoffelacker ein Nebengewässer ausgehoben. Insgesamt 12000 Kubikmeter Erdboden seien dabei bewegt worden. Gefällte Bäume wurden in den Teich wieder eingebracht, damit sie Schutz für Fische und Nistmöglichkeiten für Vögel bieten. Für die Algen wurden Steine im Wasser liegen gelassen.
Durch einen kleinen Verbindungsgraben zieht das Wasser aus der Ems in das Nebengewässer und auch wieder zurück, wie Kremer erklärt. Dadurch finde sich in den Auen wärmeres Wasser, welches die Fische zum Laichen brauchen.
„Wir konnten relativ früh merken, dass wir viele Fische zum Laichen hier hineinzogen“, sagt Kremer. „Im Sommer war das Wasser schwarz vor Brut, das war der Hammer“, freut sich der Vereinsvorsitzende. So waren unter anderem Brasse, Rotauge, Rotfeder, Aalquappe, Wels, Karpfen, Schwarzmund-Grundel und Zander in dem Wasser zu finden. Für letztere hatte die Jugendgruppe eigens Nester gebaut und ins Gewässer gesetzt.
Doch nicht nur Fische, sondern auch Insekten, Frösche, Haubentaucher und Wasserhühner fühlen sich Kremer zufolge an dem neuen Gewässer wohl. Mit einer Sitzmöglichkeit auf dem Deich soll das aber bald auch für Radfahrer und Fußgänger gelten.
Ein Jahr haben die Arbeiten gedauert, im März/April 2022 war das Gewässer fertig. Zuvor habe Kremer jedoch fünf Jahre lang mit den Behörden um die Genehmigung kämpfen müssen. „Aber am Ende haben alle an einem Strang gezogen“, freut er sich.
Von den 120000 Euro Kosten wurde der Großteil aus verschiedenen Töpfen gefördert, ein Eigenanteil von 25000 verblieb noch beim Verein.
Weitere 15000 Euro musste er dann für ein weiteres Projekt aufbringen, was insgesamt 50000 Euro verschlang: Im März dieses Jahres ging es direkt an der Melstruper Beeke weiter, wo ebenfalls ein Nebengewässer auf einer ehemals feuchten Wiese entstanden ist.
Dort wurden die Grassoden abgenommen, der Boden ausgebaggert und die Grassoden wieder aufgesetzt. „Das hat den Vorteil, dass alles sofort wieder grün ist“, erklärt Kremer diese spezielle Baggertechnik. Auch am Hauptgraben legte der Verein Hand an und brachte Kartoffellesesteine als Strömungslenker ein.
Unmittelbar nach Fertigstellung sei auch dieses Nebengewässer direkt bevölkert worden. Meer- und Bachforelle, Hecht, Rotfeder und -auge, Steinbeisser, Neunaugen, Hasegründlinge haben dort nun ihre Ruhezonen. Auch Aalquappen, die kaum noch in der Beeke beheimatet waren, seien jetzt wieder regelmäßig zu finden. Beide Projekte des Vereins wurden unter anderem mit dem Niedersächsischen Fließgewässerpreis „Bach im Fluss“ ausgezeichnet.
Nächste Projekte an der Lathener Beeke Die nächsten Renaturierungsmaßnahmen hat der Verein ebenfalls schon geplant: Noch in dieser Woche soll mit den Arbeiten an der Lathener Beeke nahe der Transrapid-Teststrecke begonnen werden, wo ebenfalls Auen eingerichtet werden sollen. Auch am Buchenweg in Lathen sollen an beiden Seiten Auen entstehen. Daneben ist der Fischereiverein auch beim neuen Geburtenwald in Lathen involviert und will dort die beiden anliegenden Gewässer in ein natürliches Uferbett zurückführen.